Wissen ist eine zentrale Dimension in der Entwicklungszusammenarbeit. Dies wurde auch Anfang der 2000er deutlich, als die Weltbank im World Development Report Wissen auf die internationale entwicklungspolitische Agenda setzte und sich selbst als “Wissensbank” betitelte. Doch dieser Wissensaustausch läuft oft einseitig: Finanzielle Mittel und Wissen werden vom globalen Norden bereitgestellt und nachfolgend im globalen Süden genutzt. Dies bedeutet jedoch nicht, dass nicht auch im globalen Süden Wissen produziert wird, welches von Vorteil für den globalen Norden sein kann. Besonders die pandemische Lage sowie das Thema Klimaschutz verdeutlichen sehr gut, dass Länder aus dem globalen Süden durch ihre vulnerable Position bereits Expertise für die Bekämpfung dieser Gefahren entwickeln konnten. Beispielsweise wird Bangladesch seit Jahrzehnten von Überschwemmungen heimgesucht und hat mittlerweile verschiedene Schutzkonzepte etabliert. Während der COVID-19 Pandemie zeigte sich besonders auf dem afrikanischen Kontinent ein großer Wissensvorsprung in Hinblick auf die Vorbereitung auf eine Pandemie-Situation, der durch die Erfahrungen mit Epidemien wie Ebola entstanden ist. Es scheint, als würde Wissensaustausch häufig nur in eine Richtung gedacht werden, ohne die Rückrichtung zu betrachten und auch von den Fähigkeiten und den Erkenntnissen des globalen Südens zu profitieren. In diesem Projekt werden deshalb den Fragen nachgegangen, inwieweit globaler Wissensaustausch eine Rolle in der Entwicklungszusammenarbeit spielt, welche Formen des Wissensaustauschs bereits existieren sowie welche Möglichkeiten und Herausforderungen diese mit sich bringen.
Das Projekt nähert sich dem Thema in zwei Schritten an. Im ersten Schritt werden Vorträge von Expert:innen mit einer anschließenden Diskussion durchgeführt. Im Anschluss gibt es nach allen Vorträgen einen Workshop, in welchem die Teilnehmenden sich selbst mit der Frage auseinandersetzen, wie Wissensaustausch hinsichtlich für die kommende Klimakrise genutzt werden könnte. Die Vorträge dienen zur Information und Darstellung von best practice Beispielen und als Grundlagenwissen für den Workshop und bauen deswegen klar aufeinander auf.
In den vier Vorträgen erhalten die Teilnehmenden Informationen über die Themen Wissensproduktion, Süd-Süd- und Dreieckskooperation, zu Formen des kommunalen Wissensaustauschs und zum Thema Wissensdiebstahl. Daran anschließend folgt der Workshop. Dieser dient nach den Vorträgen von Expert:innen vor allem der partizipativen Auseinandersetzung mit dem Thema Wissensaustausch und Klimakrise. Ein Beispiel dafür wäre Bangladesch als eines der bedrohtesten aber auch führenden Ländern in der Unterstützung zur Bewältigung der Klimakrise. Dies zeigt sich an renommierten Wissenschaftler:innen wie Professor Huq sowie dem International Centre for Climate Change and Development (ICCCAD) oder dem Climate Vulnerable Forum, die Süd-Süd Kooperation und Wissensaustausch für bedrohte Länder fördert. Eine weitere Idee wäre es, hier zivilgesellschaftliche Gruppen aus dem Globalen Süden wie Fridays for Future Most Affected People and Areas (MAPA) einzuladen, um über ihre Formen des Wissensaustausches mit FFF im Globalen Norden zu sprechen.
Mit dem Projekt sollen insgesamt sieben Ziele erreicht werden.
1. Es soll ein Einstieg in das Thema Wissensaustausch aus einer globalen Perspektive und zu Verbindungen zwischen dem globalen Norden und Süden ermöglicht werden.
2. Anhand der durchgeführten Vorträge und des Workshops sollen best practice Beispiele dargestellt werden.
3. Da sich das Projekt an junge Teilnehmende richtet, soll dadurch ein kritisches Umdenken im Hinblick auf Wissensproduktion ausgelöst werden, was sich in ihren zukünftigen Studien als gewinnbringend erweisen kann.
4. Durch das Projekt wird ein bisher wenig beleuchtetes Thema in den Mittelpunkt gerückt, das besonders für Deutschland mit seiner aktiven Rolle in der Entwicklungsarbeit bedeutsam ist.
5. Durch die Sammlung an Möglichkeiten und Herausforderungen des Wissensaustausches in dem Bezug auf globale Krisen wie die Klimaerwärmung wird eine kritische, junge und internationale Perspektive auf die Bedeutung von Wissensaustausch zusammengestellt.
6. Das Projekt kann weiterhin den Anstoß für weiterführende Ideen geben, zum Beispiel Möglichkeiten der Vernetzung von Wissensproduzent:innen im globalen Süden und globalen Norden.
7. Das Ziel des Workshops ist es, eine Sammlung an Forderungen und Chancen zu erstellen, wie Wissensaustausch im Zuge der Klimakrise genutzt werden sollte.