Von Nadja Yang und Konrad Degen
Im Sommer 2017 haben wir uns beim Studierendenforum im Tönissteiner Kreis e.V. beworben. Im Frühjahr 2018 konnten wir uns dann endlich auf dem Frühjahrskolloquium kennenlernen und unsere Projekte entwickeln. Bevor wir ankamen, war noch vieles ungewiss. Trotz zahlreicher Informationen und einer gründlichen Auseinandersetzung mit dem Veranstaltungsprogramm beschäftigten uns zahlreiche Fragen. Was erwartet uns wirklich? Wer sind die anderen Teilnehmer:innen und wie viele werden wir sein? Mit offenen Fragen und voller Vorfreude haben wir uns bei schönstem Sonnenschein auf nach Berlin gemacht. Nach einem ersten Kennenlernen und Austausch untereinander folgte die Vorstellung des Tönissteiner Kreises und des Studierendenforums.
Im Anschluss diskutierten wir nach einem kurzen fachlichen Input von Tim Rauschan (Auswärtiges Amt) die militärische Zusammenarbeit in der EU und welche Rolle eine „europäische Armee“ in Zukunft spielen kann und sollte. Im Austausch entwickelte sich eine kontroverse Debatte. Zunächst musste definiert werden, was eine „Europäische Armee“ eigentlich sein soll. Im Weiteren führte die Debatte über Grundsatzfragen, wie „Widerspricht eine europäische Armee nicht den Zielen des Friedensprojektes EU?“ bis hin zur Ausgestaltung und den Voraussetzungen, welche für eine Europäische Armee notwendig sind. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass von der Mehrzahl der Teilnehmer:innen eine Politik der kleinen Schritte im Bereich der europäischen Sicherheitspolitik für richtig und notwendig befunden wurde. Gleichwohl sollte man auch nicht visionäre und strategische Fragen, wie die europäische Armee nicht aus den Augen verlieren. Letztere Fragen spielten bei dem ein oder anderen sicherlich auch in den informellen Gesprächen am Abend noch eine Rolle.
Zu Beginn des zweiten Tages bekamen wir erste Einblicke in die existierenden Projekte des Studierendenforums im Tönissteiner Kreis. Die Vielfalt die sich in dem Netzwerk an motivierten und internationaldenkenden Menschen zeigt, trifft auch auf die Art und Weise der Projekte zu. Vom Schülerkolleg International, über deutsch-französische Dialogveranstaltungen bis hin zur Erstellung einer Studie über die Rekrutierung von politischen Jugendorganisationen der Parteien existieren bereits spannende Projekte. Als Neumitglieder war es aber auch unser Anspruch nicht nur in bestehenden Strukturen mitzumachen, sondern auch eigene Ideen und Vorhaben zu entwickeln, welche uns als Gruppe bewegen.
Vor der Projektentwicklung durften wir in einer Oxford Style Debate unsere englischen Sprachkenntnisse zum Besten gehen. Die Streitfrage lautete: „This house believes that citizens ought to pass a test to get a licence to vote“ Bei der Kontroversität des Themas musste man auf den rhetorischen Gegenangriff der Opposition erwartungsgemäß nicht lange warten. Es entwickelte sich eine intensive Debatte, in der neben tiefgreifenden Argumentationsketten, auch das eine oder andere Rhetoriknaturtalent entdeckt wurde. Am Ende setzte sich in einer Abstimmung knapp die Opposition durch und wir dürfen in Zukunft auch ohne Wahlprüfung unser demokratisches Recht bei Wahlen wahrnehmen.
Nach dem Mittagessen war es endlich soweit, dass wir mit dem Brainstorming für unsere Projektideen beginnen konnten. Zunächst sammelten wir Ideen und Wünsche. In einem weiteren Schritt versuchten wir sie zu Clustern und Arbeitsgruppen zu bilden. Wir beschäftigten uns mit dem Gegensatz von Ostdeutschen und Westdeutschen, der auch in der jungen Generation noch Thema ist, über einen deutsch-chinesischen Studierendendialog, das SKI, die Sensibilisierung für deutschen Postkolonialmus, die Wiederbelebung des deutsch-chinesischen Studierendendialogs bis hin zu einer neuen Deutsch-Französischen Herbstakademie 2018 zum Thema „European Monetary Fund“.
Trotz intensiver Arbeit und durch die Unterstützung der Beauftragten des Tönissteiner Kreises für das Studierendenforum blieben die Projektvorhaben zunächst recht allgemein, da als nächstes ein Kamingespräch ohne Kamin aber begleitet von Vogelgezwitschern auf der Tagesordnung stand. Johannes Hillje, Politik- und Kommunikationsberater in Berlin und Brüssel, stellte uns sein Buch „Propaganda 4.0 – wie rechte Populisten Politik machen“ vor. Uns Teilnehmer:innen wurde schnell klar, dass hinter dem Aufstieg von Parteien, wie der Alternative für Deutschland eine kommunikative Strategie steht. Im Zuge der Diskussion wurden auch grundsätzliche Fragen erörtert, was Populismus eigentlich ist und wie mögliche Strategien gegen populistische Strömungen aussehen können. Johannes Hillje war überzeugt, dass eine Stellschraube der Aufbau eines positiven Narratives gegenüber dem rechtspopulistischen Narrativ ist. Die Übernahme des rechtspopulistischen Narratives ist nicht zielführend, da die Wähler:innen in der Regel, das politische „Original“ wählen. Das Kamingespräch zum Thema Populismus lieferte genügend Gesprächsstoff für weiteren Austausch bei unserem gemeinsamen Abend.
Unser letzter Tag stand ganz im Zeichen der Projektarbeit. Wir nutzen den Vormittag für die Weiterentwicklung und Konkretisierung unserer Projekte. Nach dem Mittagessen und einem kurzen Spaziergang durch Berlin Grunewald präsentierten wir unsere Ergebnisse im Plenum. Aus den allgemeinen Projektideen sind sehr konkrete Projektvorhaben entstanden. Der Grundstein für die erfolgreiche Umsetzung in den Arbeitsgruppen wurde gelegt. Da die Zeit an dem Wochenende sehr schnell vorbeiging, machten wir schnell noch ein Gruppenfoto zur Erinnerung und traten hochmotiviert und mit vielen positiven Erinnerungen die Heimreise an. Jetzt liegt es an uns „Neuen“ die Projektvorhaben erfolgreich umzusetzen.