Die Gründung einer Europäischen Schule
Wie sehen sie aus, die Europäer:innen des 21. Jahrhunderts? Was müssen sie morgen in der Lage sein, in Gesellschaft und Politik zu leisten? Und wie können diese Fähigkeiten in einer Schule ausgebildet werden? Die bildungspolitische Innovation im europäischen Referenzrahmen ist das Ziel, das sich die Initiative Joachimsthalsches Gymnasium gemeinsam mit den Mitgliedern des Studierendenforums für die Schulgründung einer Europäischen Schule selbst gesetzt haben.
Wie sehen sie aus, die Europäer:innen des 21. Jahrhunderts? Was müssen sie morgen in der Lage sein, in Gesellschaft und Politik zu leisten? Und wie können diese Fähigkeiten in einer Schule ausgebildet werden? Die bildungspolitische Innovation im europäischen Referenzrahmen ist das Ziel, das sich die Initiative Joachimsthalsches Gymnasium gemeinsam mit den Mitgliedern des Studierendenforums für die Schulgründung einer Europäischen Schule selbst gesetzt haben.
Die Europäer:innen des 21. Jahrhunderts
An Europäischen Schulen kann – im Gegensatz zu einer „Europa-Schule“ – ein Europäisches Abitur erworben werden, welches als ordentlicher Schulabschluss anerkannt ist. Im politischen Kontext der Europäischen Union wurden diese Schulen gegründet, um die Anschlussfähigkeit der Schulbildung von Kindern von EU-Beamten zu sichern. Einer solchen internationalen Ausrichtung sind die Trennung von nationalstaatlichen Positionen und eine konsequente Mehrsprachigkeit in der Lehre inhärent. Die bisherigen 24 Europäischen Schulen weisen allerdings eine klare Westbindung auf – abgesehen von den Schulen in Helsinki und Tallinn. Die Initiative Joachimsthalsches Gymnasium möchte die geographische Lücke schließen und in Templin, Brandenburg, eine Europäische Schule auf dem historischen Baugrund des Joachimsthalschen Gymnasiums als Brücke zwischen West-, Zentral- und Osteuropa errichten. Das Joachimsthalsche Gymnasium wurde erstmals 1607 in Preußen gegründet, mit dem Anspruch, entgegen dem Zeitgeist eine nicht-kirchliche und nicht-regional organisierte Schule zu schaffen, die die Staatsbürger:innen für die relevante politische Einheit ausbilden kann: Preußen. Über die Jahrhunderte stand die Schule für innovative Schulbildung und Reformpädagogik, bis sie 1956 von der Regierung der DDR geschlossen wurde. Das Projekt ist nun bereist soweit fortgeschritten, dass der Erwerb der historischen Gebäude durch einen Gründungsstifter sichergestellt ist. Gemeinsam mit dem Studierendenforum führt die Initiative Joachimsthalsches Gymnasium diese beiden Stränge nun zusammen: die Förderung innovativer Schulbildung in der Ausbildung der Europäer:innen von morgen mit einem Schwerpunkt auf internationaler Orientierung und sozialem Engagement, mit der Europäischen Union als relevantem politischen Bezugsrahmen. Es ist hervorzuheben, dass die geplante Schule die erste Europäische Schule mit einem Internat sein wird. Das Ziel ist, die Schule im Jahr 2018 mit 70-100 Schüler:innen zu eröffnen.
Das Projekt
In unserem Projektbeitrag leuchten wir die Perspektive der jungen Generation auf die Schwerpunkte der internationalen Orientierung und des sozialen Engagements aus – gewissermaßen die Kernkompetenz des Studierendenforums. Wir haben zu diesem Zweck einen umfassenden Fragebogen erstellt, mit dem wir auf den Erfahrungsschatz unserer Altersgruppe zurückgegriffen haben, um die Fragen zu beantworten, welche Formen des Unterrichts, welche Methoden, welche Initiativen oder Erfahrungen für uns besonders hilfreich – oder hinderlich – waren, uns sozial zu engagieren oder für internationale Zusammenhänge zu interessieren. Die Umfrage ist abgeschlossen und wird im Frühjahr 2018 den Gründer:innen, Unterstützer:innen und Freund:innen des Joachimsthalschen Gymnasiums vorgestellt. Um Ihnen als Leser:in aber einen Eindruck von den Ergebnissen zu geben, möchten wir an dieser Stelle drei Thesen exemplarisch umreißen.
Drei Thesen
Den größten Einfluss darauf, ob die Person einen Teil des Studiums oder der Ausbildung im Ausland verbracht hat, hatte unseren Ergebnissen zufolge der Erfahrungsschatz von MitSchüler:innen. Das bedeutet, die MitSchüler:innen erfüllen eine Vorbildfunktion. Dies ist ein wichtiges Ergebnis für die Gestaltung der Schule, da die Entstehung solcher besonderer Vorbilds- und Vertrauensbeziehungen eines inklusiven und inspirierenden Lernumfeldes bedarf. Interessanterweise spielte der Erdkundeunterricht in den Antworten der Befragten ebenfalls eine wichtige Rolle für das Sammeln von Auslandserfahrungen.
Auch die Ausrichtung des Unterrichts spielt bei der Förderung internationalen Interesses und Engagements eine wichtige Rolle: Zweisprachiger Unterricht, Fremdsprachenunterricht, internationale MitSchüler:innen sowie Klassenreisen ins Ausland wurden von einer großen Mehrheit als hilfreich eingestuft. Diese Fähigkeiten und Verbindungen konkretisieren die hohe Bedeutung des kulturellen Zugangs und interkulturellen Austauschs für Kinder und Jugendliche, um Interesse am „Internationalen“ zu entwickeln.
Ähnliche Ergebnisse haben wir bezüglich des ehrenamtlichen Engagements bestimmt. Institutionen, also Schulen – durch Lehrer:innen und besondere Berater:innen – Messen und Förderungsnetzwerke spielen eine wichtige Rolle darin, Kindern und Jugendlichen die Bedeutung sozialen Engagements näherzubringen, um sich im Zuge dessen ebenfalls zu engagieren.
Um es zusammenzufassen, Institutionen, Ressourcen und Netzwerke spielen alle eine wichtige Rolle, um Kindern und Jugendlichen für Internationales und soziales Engagement zu begeistern. Die Institution der Schule muss als sozialer Raum verstanden werden, der die Ressourcen der Schüler:innen sowie der Lehrkräfte zu Synergien verbindet und Erfahrungswerte zulässt.
Beitrag von Bruno Schmidt-Feuerheerd
In diesem Projekt engagieren sich Amélie Heldt, Franziska von Hesler, Charlotte von Streit, Sinja Küppers und Bruno Schmidt-Feuerheerd unter Anleitung von Dr. Camillo von Müller (Tönissteiner Kreis), sowie Jan Engelhardt und Dr. Ferdinand von Saint André (beide Initiative Joachimsthalsches Gymnasium).