Deutsch-Türkischer Studierenden-Dialog 2018

Deutsch tuerkischer Studentendialog

#Sharedchallenges

Von Amélie Heldt

P1040683 KopieSeit dem Frühjahrskolloquium 2017 arbeitete ein Team des Studierendenforums an dem Projekt eines deutsch-türkischen Studierendendialogs, welcher vom 5. bis 7. Juli in Berlin stattfand. Dank der Förderung der Deutsch-Türkischen Jugendbrücke konnten die Mitglieder unserer türkischen Partnerorganisation Co-Opinion nach Berlin reisen und über die diesjährige Veranstaltung hinaus, sind weitere Kooperationen angestrebt. Das Projekt hatte im Januar 2018 den ersten Preis der Stiftung Tönissteiner Kreis gewonnen, dessen Preisgeld die Umsetzung des Projekts größtenteils ermöglicht hat. Schließlich konnten wir dank der Unterstützung der Initiative Utopie Europa und der European Law School Räumlichkeiten an der Humboldt-Universität zu Berlin nutzen.

Nach der Ankunft aller Teilnehmenden vom Studierendenforum und Co-Opinion, aber auch Stipendiat:innen des DAADs und des Programms Geh-deinen-Weg (Deutschlandstiftung Integration), sowie Studierende der European Law School und der Kiron University, begann die Konferenz am Donnerstag 5. Juli mit einem Vortrag von Gerald Knaus, Gründer und Vorsitzender des Think-Tanks European Stability Initiative. Auch Vertreter:innen der Geschäftsstelle des Tönissteiner Kreises und der Stiftung Tönissteiner Kreis waren anwesend. Mit Herrn Knaus sprachen wir über die Möglichkeiten sich im politischen Umfeld hörbar zu machen und Empfehlungen in die Debatte einzubringen. Thema war natürlich auch seine Arbeit bei der ESI und die möglichen Auswege aus der zurzeit festgefahrenen Asylpolitik der Europäischen Union. Im Anschluss fanden sich alle Teilnehmende zum gegenseitigen Kennenlernen beim Abendessen zusammen.

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Der Freitag 6. Juli begann mit einer herzlichen Begrüßung von Prof. Dr. Martin Heger der Humboldt-Universität, der uns ermutigte europäisch zu denken, über die Grenzen der Europäischen Union hinaus. 

Im Anschluss fand eine Paneldiskussion mit Vertreter:innen aus Diplomatie und Wirtschaft statt, moderiert von Studierendenforumsmitglied Bernadette Staron. Mit Maxi Hülsen (DIHK), Ufuk Gezer (Türkische Botschaft Berlin) und Nikola Gillhoff (Auswärtiges Amt) sprach sie über die Zukunft der Deutsch-Türkischen Beziehungen, deren Herausforderungen und Chancen. Im Lichte der jüngsten Wahlen und der Festnahme von Journalist:innen in der Türkei, aber auch des NSU-Prozesses und des Gedichts des Satirikers Jan Böhmermann in Deutschland, kam es zu einem regen Austausch auf dem Panel und mit den Teilnehmende der Veranstaltung.

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Als erste Keynote-Speakerin sprach Dr. Claudia Major (Stiftung Wissenschaft und Politik) für unseren Schwerpunkt Sicherheit über die Folgen des Gipfeltreffens von Wales im Jahr 2014. Es ging vorrangig um die Implementierung der NATO-Ziele, u.a. des oft missverstandenen 2%-Ziels der Verteidigungsausgaben. Dr. Major gab einen Überblick über die Änderungen in der Sicherheitspolitik der letzten Jahre und die Erwartungen an den Brüsseler NATO-Gipfel in der darauffolgenden Woche. Auf das Thema Sicherheit folgte ein Besuch im Auswärtigen Amt, wo Marcus Bleinroth (Auswärtiges Amt) Fragen der Teilnehmenden beantwortete, von der Arbeit als Diplomat:in über aktuelle Krisengebiete als auch Deutschlands Rolle in der Abrüstung und Nichtverbreitung von Waffen weltweit. 

Die Keynote zu unserem zweiten Kernthema Digitalisierung von Dr. Jörg Pohle (Humboldt-Institut für Internet und Gesellschaft) handelte von den Herausforderungen, die uns im Bereich Internet und Menschenrechte begegnen. Am Beispiel von Online-Zensur, Upload-Filtern aber auch Hacking als staatliche Maßnahmen diskutierten die Teilnehmenden die vielen Gelegenheiten aber auch Risiken, die das Internet darstellt – ob in der EU oder in der Türkei. Für unser drittes Kernthema Migration durften wir Martha Dudzinski, Gründerin und Geschäftsführerin der Initiative SWANS, begrüßen. Frau Dudzinski erzählte uns, weshalb und wie sie SWANS gegründet hat, und welche gesellschaftlichen Fragestellungen sich ihres Erachtens in den kommenden Jahren entwickeln werden. Daraus entstand eine lebhafte Diskussion zwischen allen Teilnehmenden über Migration, aber auch Religionsfreiheit und der Neutralität des Staates.

P1040794 KopieZiel des dritten und letzten Tag unserer Konferenz war es gemeinsame Herausforderungen (“#sharedchallenges”) aus deutscher und türkischer Perspektive zu identifizieren und in Arbeitsgruppen zu unseren drei Kernthemen Sicherheit, Digitalisierung und Migration daran zu arbeiten. Vorab wurden Fragen und Positionen von Expert:innen (u.a. Dr. Cornelius Puschmann vom Hans-Bredow-Institut für Medienforschung und MEP Arne Lietz) eingeholt, die aus ihrer Praxis berichten und Inspiration auf den Weg gaben. So ging es in der Arbeitsgruppe Digitalisierung um den “digital divide” also die Chancenungleichheit im Zugang zum Internet und digitalen Diensten. Wir untersuchten das Problem aus dem Blickwinkel des Fachkräftemangels und der Unterschieden zwischen ländlichen und urbanen Regionen. Die Arbeitsgruppe Sicherheit beschäftigte sich mit gewalttätigem Extremismus sowie Kriminalität im Kontext von einheimischen und zugezogenen Bevölkerungsgruppen. Dabei wurden Handlungsempfehlungen entwickelt, die auf zivilgesellschaftlicher Ebene implementiert werden könnten. Das Team, welches sich dem Thema Migration angenommen hatte, beschäftigte sich mit aktuellen Geschehnissen und Herausforderungen im Migrationsmanagement sowie mit der Rolle der öffentlichen Meinung bezüglich des Themas in beiden Ländern. Die Ergebnisse und Handlungsempfehlungen dieser Arbeitsgruppen werden gesondert veröffentlicht.

Das Fazit: Die drei Konferenztage in Berlin waren eine produktive und bereichernde Erfahrung für alle Teilnehmenden, die den Weg für weitere Kooperationen zwischen dem Studierendenforum im Tönissteiner Kreis und Co-Opinion ebnete. Wir konnten unsere gemeinsamen Interessen für gesellschaftliche Herausforderungen erkunden und verstärken. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen wollen wir vertiefen und als Empfehlungen an Vertreter:innen aus Politik, Bildung und Wirtschaft in beiden Ländern verteilen.

Team Studierendenforum:

Oliver Leicht (Projektleitung), Amélie Heldt, Sophie Nehrer, Anisha Schwille, Bernadette Staron, Timothy Trollope

Team Co-Opinion:

Ekin Akmanoğlu, Fatma Betül Efendi, Şule Mahmutoğlu, Günay Kayarlar, Tuğçe Kırmacı, Samed Şahin, Nil Kaya