Auch das Jahr 2019 begann für die Mitglieder des Tönissteiner Kreises und des Studierendenforums mit einer spannenden Jahrestagung voller Diskussionen und Denkanstöße. Vom 19. bis 20. Januar 2019 fanden die 61. Tönissteiner Jahresgespräche zum Thema „ #data future – Schicksal und Chance“ statt.
Nach einer kurzen Begrüßung durch Dr. Lea Tezcan-Götz, Regierungsrätin in Hamburg und Sprecherin des TK, verdeutlichte Dr. Joachim Lang, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie e.V. und Mitglied des Kuratoriums des TK, in seinem Grußwort die Wichtigkeit und inhaltliche Bandbreite des Themas. Digitalisierung stelle sowohl politische als auch wirtschaftliche Herausforderungen dar, so Lang. In einem ersten Panel diskutierten Prof. Dr. med. Christiane Woopen, Vorsitzende des Europäischen Ethikrats und Direktorin von ceres an der Universität Köln, mit Dr. Ulf Buermeyer, Richter des Landes Berlin und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Verfassungsgerichtshof, zu der Ethik als gestaltende Kraft für die digitalisierte Gesellschaft. Moderiert wurde diese anregende Diskussion von Anita Klingel, Mitautorin des Arbeitspapiers „Wenn Maschinen Menschen bewerten“ der Bertelsmann-Stiftung und Mitglied des TK. Dabei wurde das Spannungsfeld zwischen Segen und Fluch von Digitalisierung und Big Data sichtbar. Im Anschluss debattierten Dr. Volker Meyer-Guckel, stellvertretender Generalsekretär des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft e. V., mit Dr. Anna-Maria Karl, Head of Global Talent Sourcing der Daimler AG und Dr. Nakeema D. Stefflbauer, Gründerin und CEO von FrauenLoop gUG, über die Zukunft von Bildung und Arbeit im digitalen Zeitalter. Grundlage bildete ein Impuls von Prof. Dr. Andreas Schleicher, Director Education and Skills der OECD in Paris. Iris Lapinski, Founder und CEO von „Apps for Good“ sowie Mitglied des TK, übernahm die Moderation. Die Panelist:innen präsentierten Fakten zum Umgang mit Digitalisierung im internationalen Vergleich und diskutierten ihre Bedeutung für den Arbeitsmarkt.
Am Nachmittag konnten die Teilnehmer:innen der Jahrestagung zwischen verschiedenen Workshop-Formaten wählen, etwa zu Grundlagen des maschinellen Lernens, moderiert von Iris Lapinski, einer Fishbowl-Diskussion zu Diversität und Digitalisierung, angeboten vom Studierendenforum, oder der Afrika-AG. Unter dem deutsch-französischen Blickwinkel beschäftigten sich die Tagungsteilnehmer:innen am frühen Abend mit dem Stand der Digitalisierung und der künstlichen Intelligenz in Frankreich und Deutschland. Hier diskutierten Luc Bretones, Präsident von Orange Solidarité Numérique und dem Institut G9+, mit André Loesekrug-Pietri, Sprecher von J.E.D.I. und ehemaliger Berater des französischen Verteidigungsministeriums, unter Moderation von Thomas Starkloff, Partner bei X-PM Transition Partners in Paris und Mitglied des Tönissteiner Kreis, miteinander.
Den inhaltlichen Abschluss des Programms am Samstag bildete traditionell die Verleihung des Tönissteiner Preises 2019 an ein Projekt des Studierendenforums im Tönissteiner Kreis e.V. Christian Stadermann, Partner bei Logos Patrimon und Vorsitzender des Stiftungsrates der Stiftung Tönissteiner Kreis, verlieh diese Auszeichnung dem Deutsch-Chinesischen Studierendendialog, der 2019 zu Digitalisierung als Zukunft der Industrie arbeiten wird.
Der Sonntag wurde von Franz Wiehler, Partner Internal Audit bei der Siemens AG und Sprecher des TK, mit den Tönissteiner Ankündigungen für 2019 eröffnet. In der anschließenden Debatte fand die sicherheitspolitische Dimension von Digitalisierung Erwähnung. Marietje Schaake, niederländische MdEP von DE66/ALDE, diskutierte mit Frank Gräfe, Oberst i.G. und Referatsleiter der Politik LIZ im Bundesministerium der Verteidigung, und Dr. Stefan Heumann, Mitglied des Vorstand der Stiftung Neue Verantwortung Berlin, über Sicherheitspolitik und hybride Bedrohungen. Lutz Güllner, Referatsleiter Strategische Kommunikation im Europäischen Auswärtigen Dienst (EAD) und Mitglied des TK, moderierte diese spannende und wichtige Debatte.
Voller Vorfreude auf Diskussionen und Inhalte traf sich das Studierendenforum bereits am Freitagabend und hielt eine Mitgliederversammlung ab. Wesentlicher Programmpunkt dabei war die Abstimmung über eine Namensänderung des Vereins. Bei der Abstimmung gab es eine Mehrheit zugunsten der Umbenennung von „Studentenforum im Tönissteiner Kreis e.V.“ in „Studierendenforum im Tönissteiner Kreis e.V.“
Das SF gestaltete am Samstagnachmittag einen eigenen Programmpunkt und bot eine Fishbowl-Diskussionsrunde mit dem Titel „Diversity und Digitalisierung“ an. Es diskutierten Leonie Vierck, Senior Consultant bei Orphoz Public/McKinsey und Company und Mitglied des TK, Jennifer Miksch, Innovation Director am Cyber Innovation Hub der deutschen Bundeswehr, Dr. Jann Spiess, Post-Doctoral Researcher bei Microsoft Research New England und Mitglied des Studierendenforums, sowie Andreas Holzinger, Social Inclusion Advisor bei der OECD und Mitglied des Studierendenforums. Die Moderation übernahm Maike Sieben, Associate bei der Boston Consulting Group und Mitglied des Studierendenforums. Dabei konnte sowohl an Ergebnisse der Herbstkonferenz des SF angeknüpft als auch neue Punkte aufgegriffen werden. In der Gesprächsrunde diskutierten Mitglieder des Studierendenforums und des Tönissteiner Kreises über Fragen wie der Bedeutung von Algorithmen für Diversität, Mirroring-Effekte in der digitalen Gründerszene und die Haltung großer Konzerne gegenüber Frauen und Minderheiten im Bereich der Digitalisierung.
Nicht nur intellektueller Input war an dem Wochenende geboten, sondern auch kultureller: Das „Digi-Ensemble“ präsentierte am Samstagabend eine ungewöhnliche Performance mit digitalen Rhythmen, indem es Smartphones und Tablets in Musikinstrumente verwandelte. Nach zahlreichen kritischen Blickwinkeln auf digitale Herausforderungen wie BigData oder Blockchain konnten sich die Tagungsteilnehmer:innen so also die in dieser Form durchweg positiven Möglichkeiten der Digitalisierung zu Gemüte führen.
Das Programm der Jahresgespräche stieß bei den SFler:innen auf großes Interesse, zumal die Studierenden und Young Professionals bei einer internen Abstimmung Digitalisierung auch zum Wunschthema der Herbstkonferenz 2018 ernannt hatten.
Bericht: Sophie Schäffer / Lucie Yertek